Schon wieder Baumarkt: check – Terrassengeländer beplanken und damit vollends fertigstellen: check – spontan Duschwand wegreißen & ersetzen: check – Friseurbesuch & schöne Haare: check – ins Alte Land düsen und eine Ladung antiker Apfelkisten abholen: check – Kräuter und Salate säen: check – Lecker essen gehen mit ohne Hochstuhlsitzer: check – Energiebunker besuchen: check – Muttertagsgeschenke für die eigenen Eltern (mein Vater hat uns schließlich auch groß gezogen, ne?) & die Schwiegermutter organisieren, muttertägliche Vollversammlung des Geschwägeres, check – … ab-haten auf Wilhelmsburger Reichstraßen-Verlegungspropaganda & die allgemeine Sinnlosigkeit eines (unfreiwilligen) Gartenschaubesuches: double check…
Das Wochenende war gut und doof und toll und anstrengend auch.
Eines der Highlights war der Besuch dieses Kolosses hier:
Das ist ein im Zweiten Weltkrieg zum Schutz des Hamburger Hafens erbauter Flakbunker (ein wesentlich bekannteres Exemplar steht z.B. auch auf dem Heiligengeistfeld).
Der innere Aufbau des Wilhelmsburger Bunkers wurde nach Kriegsende von der Britischen Besatzung zum großen Teil gesprengt & galt seit dem als einsturzgefährdet (“jemand” erzählte mir allerdings am Samstag, dass er als Kind häufiger da drin gespielt hat *schluck*). Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung, die ja zur Zeit ihr Präsentationsjahr auf der Elbinsel feiert, wurde der Bunker komplett saniert und zum Nahwärmespeicher umfunktioniert:
Innen drin befindet sich jetzt ein gigantischer Wärmespeicher, der das umliegende Wohnviertel mit Nahwärme versorgt. Gespeist wird er aus der Abwärme einer Industrieanlage des angrenzenden Hafens, der Energie, die ein Methan-Blockheizkraftwerk in der Nähe produziert und von den an der Südwand des Bunkers installierten Solarthermie-Anlagen.
Man kann sich das nicht nur von außen ansehen, seit der Sanierung kann man den Bunker auch wieder (ganz offiziell) betreten. Durch lange Flure…
… gelangt man zum Fahrstuhl und mit diesem 30 Meter nach oben auf die Plattform (für alle, die weder Fischköpfe noch Muschelschubser sind: in Hamburg ist das “voll hoch”). Nach draußen kommt man durch das gut gemachte Café , es gibt dort ausgesprochen gutes Gebäck & ok-en Kaffee. Wie unschwer zu erkennen ist: das Wetter war am Donnerstag eher hanseatisch. War schon ok, wir sind daran gewöhnt (ok, nein, ich bin daran gewöhnt, aber ich würde anderes Wetter trotzdem jederzeit bevorzugen). Ein bisschen (total) schade war das tatsächlich wegen der Aussicht. Auf der Plattform kann man tatsächlich 360° rumgehen & in alle Richtungen sehen. Oder erahnen. Habt Ihr die Köhlbrandbrücke z.B. schon einmal so gesehen:Auch hier könnt Ihr (mit etwas Phantasie vielleicht) erkennen, was der Bunker bei klarem Wetter an Ausblick böte: (Michel, Heinrich-Hertz-Turm, Elbphilharmonie-Baustelle)
Auch sehr gut: auf der Plattform gibt es eine (knapp gehaltene) Ausstellung, die die Geschichte des Bunkers und seine Bedeutung für die Wilhelmsburger Bevölkerung näher erklärt. Wenn man mehr wissen will, kann man sich das dann mit der iba-App auf dem Telefon durchlesen (gut gemacht, aber ein bisschen öde), oder man ersteht für einen Taler die wirklich gut gemachte (sowohl inhaltlich als auch ästhetisch) Printpublikation.
Ich finde es irgendwie schwierig, hier meine Begeisterung für dieses Projekt rüberzubringen. Die Geschichte des Bunkers ist wirklich grauenhaft, und in erster Linie handelt es sich um ein Mahnmal! Aber wenn Ihr in Hamburg wohnt, oder uns demnächst besucht, dann sollte der Energiebunker es auf jeden Fall auf Eure Liste der zu besuchenden Bauaustellungs-Orte schaffen. Er ist bombastisch und schockierend und interessant und auch genial.
Die blöde Gartenschau könnt Ihr Euch dafür schenken.(Was für ein gequirlter Quark. Man muss den Verfassern schon fast vorsätzliche Täuschung unterstellen. Natürlich nur fast.)